Interview mit Professor Dr. Christian Karagiannidis
Offene Daten sind entscheidend für den Erfolg von Künstlicher Intelligenz
Prof. Dr. Christian Karagiannidis, Leiter des ECMO-Zentrums der Kliniken Köln, betont, wie wichtig offene Plattformen und ein nahtloser Datenzugang für die Entwicklung effektiver KI-Lösungen im Gesundheitswesen sind. Er betont deren Potenzial in Notaufnahmen, wo Personalmangel und hohe Patientenzahlen durch KI-gesteuerte Diagnose- und Behandlungsprotokolle bewältigt werden könnten.
Wie werden offene Standards die Zukunft der KI im Gesundheitswesen verändern?
Das größte Problem, das wir derzeit mit der KI haben, ist, dass wir einen entsprechenden Zugang zu Daten benötigen und daher riesige Datenbanken brauchen. Wenn diese so eingeschränkt sind wie in einigen Ländern, bekommen wir Probleme. Dann können wir keine KI-Modelle entwickeln. Daher ist der offene Zugang der Schlüssel für die Zukunft, um richtig gute KI-Modelle zu erzeugen, die den Patienten wirklich helfen.
Welche Rolle spielen offene Plattformen in Notaufnahmen?
In den Notaufnahmen steigen die Herausforderungen, vor allem aufgrund von Materialknappheit und zu vielen PatientInnen gleichzeitig. Daher kann eine datengestützte Diagnose und Behandlung wirklich helfen, eine so große Anzahl von PatientInnen zu versorgen. Vor allem im Winter, wenn die Grippesaison beginnt. Daher ist es unerlässlich, dass wir sie in Zukunft haben.
Wie wird sich KI auf die Arbeit in Notaufnahmen auswirken?
Ich würde das nicht nur auf Notaufnahmen beschränken, denn KI wird uns in der Medizin (insgesamt) helfen. Im ersten Schritt – und das ist etwas für die nächsten fünf Jahre – erhält man von der KI einige Empfehlungen (z. B.), dass der Patient möglicherweise eine Grippe oder eine Lungenentzündung hat. Das ist der erste Schritt, den ich für die nächsten fünf Jahre sehe.
Auf längere Sicht werden wir wohl an einen Punkt kommen, an dem wir gewissermaßen einen KI-Arzt haben, der Empfehlungen ausspricht. Wir in den nächsten fünf bis zehn Jahren viele Diskussionen führen: ob ein KI-Arzt verantwortlich ist, ob das (KI-)Unternehmen verantwortlich ist, oder ob immer noch der Arzt und die Krankenschwester die Verantwortung tragen. Das wird eine sehr interessante Diskussion, und ich weiß im Moment nicht, wie sie ausgehen wird.
Was ist der Schlüssel zu einer erfolgreichen digitalen Transformation?
Das Wichtigste ist, dass wir jetzt wirklich aufgeschlossen sein müssen, insbesondere in Europa, wo wir normalerweise etwas restriktiver sind als beispielsweise in den USA, Indien oder China. Wir müssen aufgeschlossen sein, damit wir die Daten wirklich nutzen können, um gute KI-Modelle zu erstellen, die den PatientInnen wirklich helfen. Das ist etwas, bei dem wir in Europa unsere Einstellung ein wenig ändern müssen.